Vom 26. bis 28. April 2018 fand die Predatortour Schweden am über 5.500 km² großen Vänernsee rund um die atemberaubende Landschaft von Amal statt. Über 60 Teams kämpften um den Titel „Scandinavian Champion“.
Um noch ein paar Tage trainieren zu können, entschieden wir uns am Samstag den 21. anzureisen. Bei unserer Ankunft erfuhren wir, dass nur ein paar Tage vorher noch Teile des Sees mit Eis bedeckt waren. Wir dachten uns was solls, ist ja für alle gleich und machten das Boot und unsere Ruten startklar. Nach wenigen Minuten am Wasser zeigte das Echolot 2,5 Grad Wassertemperatur an und wir sahen erste Schneefelder am Ufer.
Am ersten halben Trainingstag fischten wir in einem kleinen Kanal in dem die Wassertemperatur etwas höher und der Grund voller Wasserpflanzen war. Trotz zahlreicher Fische am Echolot gabs keinen Biss und wir fuhren als Schneider heim.
Am Abend studierten wir die „Navionics-Karte“ und fanden 3 oder 4 vielversprechende kleine und größere Buchten. Früh am Morgen ging es dann bei -2° C raus aufs Wasser und nach 25 Minuten Vollgas mit 70 km/h waren wir putzmunter am ersten Spott angelangt.
Doch die ersten 3 Stunden gabs keinen Kontakt und wir entschieden uns noch weiter zu fahren und etwas tiefer bei den Eingängen zu den Buchten zu fischen. Mein Plan war etwas tiefer mit dem neuen Hearty-Rise CT-Shad in der Farbe „Pink Panter“ in 11 cm zu fischen. Mein Bootspartner fischte größer und warf ins Flache. Nach wenigen Würfen schepperte es auch schon an meiner Night Attack und kurze Zeit später war der erste Hecht zum Fotoshooting an Bord.
Als nur eine halbe Stunde später der nächste Fisch in annähernd gleicher Tiefe und Wassertemperatur den Weg ins Boot fand erkannten wir ein Muster und beschlossen daraufhin das Fischen in diesen Bereichen einzustellen und uns diese „Hot Spots“ für die Turniertage aufzuheben.
Die nächsten beiden Tage waren dann verregnet und wir versuchten einen Plan B auszuarbeiten. Wir fischten zum einen mitten am See an den zahlreichen Untiefen oder versuchten es in verschiedenen Wassertiefen und Temperaturen. Dabei fiel uns auf, dass das Wasser stellenweise sehr klar mit Sichtweiten weit über einem Meter ins Wasser war. Nur ein paar Meter weiter war das Wasser stark getrübt mit Sichtweiten von nur rund 20 cm. Aber die Tage vergingen und wir fuhren ein ums andere mal als Schneider heim.
Am letzten Trainingstag beschlossen wir eine Pause einzulegen und unser Equipment perfekt vorzubereiten. Ich packte meine Night Attack 832H für das leichte Hechtfischen und meine Sylphy 762MH für die größeren Gummis ein. Als Vorfach verwende ich normal sehr gerne Titanium aber durch das stellenweise sehr klare Wasser entschied ich mich für das Fluorocarbon von MB Fishing, das mich schon seit vielen Jahren begleitet. Stinger wurden an die Gummis montiert und ich konnte es kaum erwarten endlich ins Turnier zu starten.
Dann am Donnerstag morgen nach erfolgreicher Bootsabnahme bekamen wir unser Messureboard und GPS. Als um 8.00 Uhr das Startsignal ertönte wurden die Hebel umgelegt und nach 30 Minuten Vollgas erreichten wir als erstes Boot unseren Topspot. Nach dem Blick aufs Echolot wurde klar, dass sich alles geändert hat da die Wassertemperatur um 2 Grad gefallen war. Aber der Plan stand und die ersten 3 Stunden gab es keine Planänderung egal was kommt, das war am Vorabend so vereinbart worden. Nach ca. 90 Minuten war der Bann gebrochen und wir hatten den ersten Wertungsfisch. Nicht der Größte aber immerhin 73 Punkte – die konnte uns jetzt keiner mehr nehmen. Noch in derselben Drift schlug es auch auf meiner Rute ein und weitere 86 Punkte landeten auf unserem Konto.
Nach den beiden Fischen war erstmal Pause und wir bekamen keine Bisse mehr. Als die Drift uns schon fast ans Ende der Bucht gedrückt hatte wo das Kraut bis knapp unter die Wasseroberfläche reichte ging es Schlag auf Schlag. Wir verhafteten einen Hecht nach dem anderen und schon nach kurzer Zeit hatten wir die geforderten 6 Hechte und damit eine „FULL CARD“, was 1.000 Bonuspunkte bedeutete – und das schon kurz nach Halbzeit am ersten Tag.
Es waren keine Riesen aber alle Fische hatten das Mindestmaß von 60 cm überschritten. Jetzt ging es darum die Größe der Fische zu optimieren. Wir wussten aufgrund der Trainingstage, dass am Ende des Krautfeldes ein kleines Loch ist, wo das Wasser fast 2 Meter tiefer war als rundherum. Nach nur 2 Würfen knallte es auch schon an der Rute und ein stattlicher Hecht mit 99cm fand den Weg auf unser Lineal.
Wir beendeten Tag 1 mit insgesamt 13 Hechten und 1497 Punkten auf dem hervorragenden 14. Platz.
Der Plan für den 2. Tag war schnell erklärt, wir brauchen die Metermuttis. Wir splitteten wieder unsere Strategie: Ich fischte im tiefen Wasser, während mein Bootspartner Richtung Ufer warf. Schon bei der ersten Drift am frühen Morgen knallte es an meiner Sylphy und ich schrie nur: „Kescher“, doch nach kurzem harten Drill war es auf einmal, als ob ich ein Stück Holz an der Rute hatte. Als das vermeintliche Stück Holz unterm Boot durchzog, war mir klar, dass uns der Fisch in der Wertung nach vorne bringt. Als der Fisch dann an die Oberfläche kam, sah ich dass sich meine Hauptschnur in seinen Kiemendeckeln verfangen hatte. Doch zum Glück schwamm der Fisch mehr oder weniger „freiwillig“ in unseren Kescher. Am Lineal hatte der Fisch dann 103 cm. Wertvolle Punkte für uns!!!
Von nun an war klar: Wir müssen tiefer Fischen. Also suchten wir Kanten wo es von mindestens 2 Meter runter bis 8 oder 9 Meter Wassertiefe geht. Der Wind war gut in „unserer neuen Hausbucht“. Wir hatten ca. 1 Km/h Drift und diese dauerte auch gut und gerne mal eine Stunde. Es waren keine anderen Boote in Sicht also kämpften wir weiter und kurz nach Mittag sollten wir wieder belohnt werden. Ich fischte hinten und hörte nur: „Fisch“, 3 Sekunden später wartete ich schon mit dem Kescher im Wasser und mein Bootspartner meinte nur der Fisch sei zu klein. In diesem Moment nahm er richtig Schnur und stellte sich unters Boot. Nach mehrmaligem Hin und Her am Castingdeck konnte ich den Fisch keschern und glaubte meinen Augen nicht.
119,5 cm was für eine Maschine! Unglaublich fett und makellos, schlichtweg ein Traumfisch und ganz nebenbei schnupperten wir mit diesem Fisch wieder an den Top 10. Nach kurzem Fotoshooting war der Fisch auch schon in der Wertung und durfte wieder schwimmen.
Die nächste Drift sollte wieder von Erfolg gekrönt werden. Dieses Mal zum Glück ganz unspektakulär. Beim Messen mussten wir lachen: Punktlandung genau 100 cm . Fast direkt beim nächsten Wurf krachte es schon wieder im 9 Meter tiefen Wasser und ein schöner, sportlich schlanker 98 cm Hecht landete auf dem Messureboard und gleich darauf auch schon wieder im Wasser.
Das war dann auch der letzte Fisch am 2. Tag aber wir hatten ja noch einen Tag um uns noch zu verbessern. Am Ende von Tag 2 waren es zwar „nur“ 7 Fische, aber wir hatten 3x abgemetert! Nach dem Blick auf das Leaderboard hatten wir 1.607 Punkte. Nach kurzem Nachrechnen war klar, wir hatten 119,5 cm, 103 cm, 100 cm, 99 cm, 98 cm und 86 cm. Die Marschrichtung war klar, die 86 müssen verbessert werden und am Besten noch den einen oder anderen Meterfisch in die Wertung bringen.
Doch dann am Morgen von Tag 3 wurde sofort klar, dass es der härteste Tag werden wird: Null Wind und das Wasser glatt wie ein Spiegel. Aber wir hatten ja „unsere Hausbucht“ die bis jetzt so gut Fisch gebracht hat. In der Bucht angekommen: erste Drift gestartet, einmal einen 360 Grad rundumblick gemacht und auf einmal waren da 7 oder 8 Boote. Nach 3 oder 4 Stunden ohne Verbesserung beschlossen wir zu einer vorgelagerten Insel am Eingang der Bucht zu fahren. Da waren erstens keine Boote und zweitens steil abfallendes Gelände. Das Echolot zeigte Struktur am Boden und der eine oder andere Fisch war auch zu sehen. Also Frontmotor ins Wasser auf langsame Fahrt und FEUER FREI. Es dauerte nicht lange, da kamen die ersten Fische 72 cm, 81 cm 77 cm, der nächste hatte dann nur mehr 62 cm.
Die Fische waren da und wir beschlossen zu bleiben – vielleicht gelingt es uns noch zu verbessern doch die Zeit läuft gegen uns. Mittlerweile sind wir auf Platz 17 abgerutscht und wir wollten unbedingt zumindest Top 15.
Aber die Uhr tickt erbarmungslos: nur noch 90 min. Dann ein brachialer Biss, ein harter Drill doch wenige Meter vor dem Boot schnellt die Rutenspitze in die Höhe und der Fisch war weg. Ein lautes „FUCK“ war am See zu hören und ich war mir sicher der Fisch war größer als 86 cm vielleicht sogar 100 cm oder mehr……
Doch egal, wir haben ja noch ein wenig Zeit: 80 min, 70 min,… dann springt mein Bootspartner auf und schrie: „FISCH: der ist es“. Noch während ich den Kescher in die Hand nahm war in meinem Kopf immer die Angst, dass der Fisch wieder entwischt. Während meinen Hirngespinsten kam der Fisch ans Boot, ich wartete schon mit dem Kescher im Wasser und im selben Moment war der Fisch auch schon gelandet. Nach dem obligatorischen „Petri Heil“ und abklatschen begann das Zittern: hat er mehr als 86 cm oder vielleicht mehr wie 100 cm? Nach wenigen Handgriffen war der Köder frei und der Fisch lag am Lineal. JAAAAA 95 cm: eine Verbesserung um 9 cm und am Leaderboard gings um 4 Plätze rauf auf Rang 13. Nur einen Zentimeter hinter dem 12. Aber auch nur einen cm vor dem 14. Egal, wir haben ja noch 60 Minuten und eines weiß ja jeder: nur nasse Köder fangen Fische. Also weiter, Ankerfunktion aus und werfen. Es erbarmten sich dann auch noch 2 Hechte aber mit ihren 87 und 83 cm waren sie einfach zu klein. Wir blieben zum Glück auf dem 13. Platz am Leaderboard und waren mehr als zufrieden einem Durchschnitt von über 102 cm bei den 6 Wertungshechten zu haben
Am Abend erfuhren wir dann, dass die ersten 15 Plätze Preise bekommen. Also gabs auch noch eine kleine Siegesfeier für uns.
Ich möchte mich noch bei Mr. Evert (den Kopf hinter der Predatortour), Andy van Assama von Sportfishing Dalsland (dem „Mädchen für Alles“) und dem ganzen Orga-Team bedanken.
Und natürlich many many thanks an alle Sponsoren für die vielen außergewöhnlichen Preise und last but not least allen Teilnehmern, alten und neuen Freunden. Den einen oder anderen sehe ich hoffentlich wieder auf anderen Wettkämpfen oder diversen Messen, wo ich mich im Winter wieder herumtreibe.
Am Ende noch 1.000 Dank an Josef Schmid – ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen.